Mein Geschreibsel

Auch wenn ich kein Journalist bin, schreiben kann ich trotzdem. Und wenn ich mich schon vor der Bühne rumtummel, dann kann ich auch gleich noch eine kurze Review verfassen. Macht ja auch Sinn, oder?

So war: 5. TATTOO EXPO NÜRNBERG: ARENA NÜRNBERGER VERSICHERUNG

An diesem Wochenende war es endlich wieder soweit, die Nürnberger Tattoo Expo öffnete zum fünften Mal ihre Pforten für alle Fans der Körperkunst. Und der Andrang in der Halle am Samstag zeigte, die Nadelkunst begeistert mittlerweile nicht nur den Farbjunkie. Jung und alt neben Ganzkörperkunstwerk oder dem dezenteren Farbklecks unter der Haut schlenderten durch die Gänge der Arena und konnten den Haut-Kultur Künstlern aus aller Welt auf die Finger schauen. Wer wollte konnte sich, sofern noch einer der begehrten Termine zu ergattern war, bei einem der über 90 nationalen und internationalen Studios direkt noch etwas Farbe für seine Sommerfigur abholen. Von Old-School über Realistic, Schwarz-Weiß oder Farbe, für jeden Geschmack war der passende Stil vertreten. Die ganz Mutigen haben sich beim Neuseeländer Studio die Farbe ganz ohne Maschine, traditionell per Hand unter die Haut klopfen lassen. Respekt an dieser Stelle, ich bevorzuge dann doch eher die elektrische Variante. Und ja, bei manch Tattoo konnte man echt nur Bauklötze staunen, da sind wahre Kunstwerke dabei, die eine Grenze zwischen Foto und Tinte einfach verschwinden lassen. Neben dem surrenden Nadelerlebnis konnte man sich auch fleißigst mit neuen Klamotten eindecken oder auch Piercings durch die Haut ziehen lassen. Wer eine kleine Stärkung zwischendurch brauchte, dem wurde an der Kaffee und Kuchen Bar oder am Imbiss direkt weitergeholfen. Das sportliche Bühnenprogramm der Poledance Ladys hat etliche Blicke auf sich gezogen und Nachahmer aus dem Publikum haben sich nicht lumpen lassen und versuchten ihr eigenes Talent an der Stange. Die musikalische Untermalung des Tages durch Günther Goller war top, bei der Einstimmung zu Wild Heart Dynamite streikte leider anfangs die Technik und so musste der erste Song ein paar Mal neu angestimmt werden, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Schade nur, dass hier der Auftritt der Mad Saints Freakshow umgeplant wurde, vielleicht lag es an den deren schockenden Showeinlagen und der Unvereinbarkeit mit dem Jugendschutz. Als Highlight des Abends, die begehrten Siegertrophäen im täglichen Tattoo-Contest, für die auf der Expo entstanden Kunstwerke. Wer danach noch keine Lust auf Feierabend verspürte, traf sich zum geselligen Beisammensein bei der Aftershowparty im Brown Sugar Rockcafé für einen eleganten Absacker. Und wer jetzt noch nicht genug hat, im September trifft man sich wieder auf der zweiten Tattoo Expo in Neumarkt.

rcn präsentierte: WIRTZ, LÖWENSAAL, NÜRNBERG

Auf die Plätze, fertig, los, er ist wieder da, es geht wieder los! Die Rede ist natürlich vom Ausnahmemusiker Wirtz, der auf seiner Tour einen Zwischenstopp im Löwensaal - der „nicht die schönste Location der Welt ist“ [!sic] - eingelegt. Als Support stellt sich „Deine Cousine“ die Frage nach „Kiez oder Kinder“ und heizt das gut besuchte ehemalige Löwengehege schon mal mächtig auf. Das Publikum selbst ist wieder eine gelungene bunte Mischung querfeldein, dennoch leicht geprägt durch den Song-Tausch Erfolg. „Die fünfte Dimension“ ist, im Gegensatz zu den letzten Auftritten in der Noris, weder ausverkauft noch besonders laut, der Abend ist eher ein Rausch der leisen und sanften Töne. Zwischendurch kommt sogar das Gefühl auf, dass es stört, wenn man sich mit seiner Begleitung unterhält oder gar „Aus Versehen“ mitträllert. Die Set-Liste bringt unter anderem „Seelen“ und „das verheißene Glück“ in Publikum, das „Meilenweit“ für den „Moment für die Ewigkeit“ geht und mit „LMAA“ „keine Angst“ vor dem „Ende der Langsamkeit“ hat. Ich habe auch den Eindruck, die „Bilder von damals“ haben sich geändert und nur noch wenige Smartphones ragen in die Höhe - die Menge will lieber der Musik lauschen. Gut so, denn dafür geht man ja schlußendlich auch auf ein Konzert. Mit „Mon Amour“ endet ein kurzweiliger Abend und „weil ich dich mag“ komme ich jederzeit gerne wieder - das nächste Mal darf es aber gerne wieder laut sein.

rcn präsentierte: HÄMATOM, LÖWENSAAL, NÜRNBERG

rcn präsentierte: MADBALL, Z-BAU, NÜRNBERG

Sonntag Abend, Tatort Zeit. Der restlos ausverkaufte Z-Bau ruft die Hardcore-Begeisterten aus der Region in seine engen Hallen. Die Lokalmatadoren CURSELIFE eröffnen den Abend, können das Publikum aber nicht wirklich mitreissen. Schade, das geht besser! Die Dresdner Hardcore Combo RISK IT! dagegen machen hier schon wesentlich mehr Stimmung und die ersten Leute fliegen quer durch den Saal. Merke, als Fotograf bei einem Konzert ohne Bühnengraben, kommt einem der Boden recht schnell entgegen. Aufstehen, Kamera checken, weitermachen! Und dann geht's richtig los. Die New Yorker Hardcore Größe MADBALL verwandelt auf ihrer „For the Cause“ Tour gleich mit ihrem ersten Song „Rev up“ den Z-Bau in einen Hexenkessel, bei dem direkt ein Lautsprecher von der Bühne fliegt, noch bevor die Bühne von Freddy zum Stagediving eröffnet wird. Zaghaft entern die ersten die Stage, um sich zu den Klängen von „We the People“ ins Getümmel zu stürzen. Nach vier Jahren Wartezeit auf ein neues Album kein Wunder. Schade, dass es dann nur so wenig neue Songs auf die Setliste schaffen. Stattdessen gibt es von „Set It Off“ bis „Doc Marten Stomp“ eine harte, brachiale querfeldein Zeitreise durch mehr als 25 Jahre „Heaven Hell“, die leider nach etwas mehr als einer Stunde viel zu schnell zu Ende geht. Gut, das Fiepen im Ohr und die angeknacksten Rippen werden allerdings noch eine Weile anhalten. Egal, „Hardcore Still Lives!“.

rcn präsentierte: DROPKICK MURPHYS, AIRPORT, NÜRNBERG

Mitten im Jahrhundertsommer präsentierten sich die Bostoner Irish Folk Punkboys Dropkick Murphys auf der Open Air-Eventfläche am Nürnberger Flughafen. Als Support durften die Abendberger Ska-Punker „The Prosecution“ ran. Während die Stimmung hier noch ein wenig mau war, feierte das Publikum die Folk-Rocker „Fiddler's Green“ aus Erlangen. Sofern man nicht gerade an einem der Getränkestande am Verdursten war, wurden die Feierwütigen hier schon mal munter auf den Hauptact eingestimmt. Mit dem Einsetzen der Dämmerung ging es dann auch endlich mit dem „The Foggy Dew“ Intro los und die Party konnte direkt und ohne Umschweife losgehen - „The Boys are Back“, endlich! Der „First Class Loser“ wurde lauthals aus durstigen Kehlen mitgesungen, die Erinnerungen schwelgten bei „Rose Tattoo“ und „The Wild Rover“ durfte ebenso wenig fehlen wie „Kiss me, Im Shitfaced“ und „Johnny, I Hardly Knew Ya“. Aber irgendwann musste man den „Sunshine Highway“ verlassen und die Dropkicks „Shipping up to Boston“. Dazwischen ein Feuerwerk der Guten Laune Musik, laut und abfeierbar. So kann man definitiv einen Sommertag verbringen! Einziger Kritikpunkt: das Eventteam vor Ort sollte mal in sich gehen und überlegen, ob im Getränkeausschank nicht besser Profis stehen sollten und keine Aushilfen, die von dem was sie tun einfach keinen Plan haben - gerade bei so einem Event ein absolutes No-Go! Übrigens: wer die Bostoner diesmal verpasst hat, der sollte sich Rock im Park 2019 fett im Kalender markieren, da gibt es ein Wiedersehen!

rcn präsentierte: MINISTRY, HIRSCH, NÜRNBERG

Sommer, Sonne, Industrial Zeit. Al Jourgensen gibt sich mit Ministry die Ehre und macht auf seiner Europa Tour einen Zwischenstopp im beschaulichen Frankenland. Im Gepäck, sein neues Album AmeriKKKant, die Hardcore Combo Converge und die Post Rocker Grave Pleasures. Die Ankündigung, das Konzert wird vom Löwensaal in den Hirschen verlegt, lässt auf ein eher weniger reges Interesse in der Region am gefeierten Pionier des Industrial Metals schliessen. Schade eigentlich und nach Grave Pleasures, die mit Verständigungsproblemen mit der Technik zu kämpfen hatten und dem Bostoner New-School-Hardcore Flummi von Converge, der auf der Bühne nahezu unermüdlich umherhüpfte, füllte sich der Hirsch nur träge. Mit den Klängen von „I Know Words“ startete Jourgensen dann in einen recht kurzweiligen Abend. Auch mit einem nur halbgefülltem Saal hatte er sichtlich Spaß an seiner Show und der Präsentation seiner Songs, die sich querbeet durch die letzten Jahrzehnte bewegen. Auf der Bühne wird die Show von zwei aufblasbaren Chicks begleitet, die sich klar gegen Nazis positionieren und zwischendurch ganz schon rangenommen werden, bis ihnen die Luft wegbleibt. Das Publikum geht ab zu „Antifa“, holt sich den „Wargasm“ und ich selbst schwelge bei den Klängen zu „Thieves“ in alten Zeiten. Der Abend geht leider schnell zu Ende und es folgt die Erkenntnis, wer nicht da war, hat was verpasst und einfach Pech gehabt!

rcn präsentierte: WIRTZ, HIRSCH, NÜRNBERG

10 Jahre Wirtz - das muss gefeiert werden! Im ausverkauften Hirschen trifft sich ein bunt gemischtes Publikum, um die Hütte in ein Wirtz-Haus zu verwandeln. In der Schlange am Einlass lässt sich schon fast erahnen, wer schon immer wirtzt oder erst seit dem Tauschkonzert mitrockt. Erfolgsfans gibt es eben nicht nur beim Fussball. Direkt und ohne Umschweife geht es dann „auf die Plätze, fertig, los“, er ist wieder da, es geht wieder los und es wird Krach gemacht. Eine Vorband gibt es diesmal keine, auf der Jubiläumstour wird komplett darauf verzichtet, danke dafür meinerseits. Neben „LMAA“ mäßigem Gerocke wird „aus Versehen“ und dank Platzmangel eng aneinander gekuschelt, „im freien Fall“ wird jeder Song mitgeträllert, es wird geschwitzt, wenngleich auch nicht so wie „ne Weile her“ im Löwensaal, wo der Begriff Sauna neu erfunden wurde. Das Publikum tobt und feiert und man sieht, Daniel hat auch nach 10 Jahren sichtlich noch jede Menge Spaß auf der Bühne. Der runde Geburtstag mit musikalischem Querfeldein endet nach einem kurzweiligen Abend, der Bock auf mehr macht und „keine Angst“, man sieht sich ja schon direkt auf Rock im Park wieder. In diesem Sinne, feier noch schön!

rcn präsentierte: DOG EAT DOG, Z-BAU, NÜRNBERG

Es ist Mittwochabend, in TV flimmert das DFB Pokal Halbfinale und im Z-Bau laden die Crossover Veteranen Dog Eat Dog mit einer „Brand New Breed“ zum Tanz. Leider sind die Räumlichkeiten noch recht spärlich gefüllt, als im Vorprogramm die spontan angesetzte beste Band in Franken „Meloco“ einen respektablen Einstand hinlegen. Die alpenländischen Ösi-Jungens von „tuXedoo“ liefern im Anschluss Metalcore mit Thrash-Metal-Einflüssen direkt ins Ohr und bleiben im Kopf. Mit einer rappenden A-Capella Nummer startet Dog Eat Dog in den Party Abend, um später die „Who's the King“ Frage recht eindrucksvoll selbst beantworten zu können. Auch wenn das fränkische Publikum zu Beginn die Nähe zur Bühne meidet, die Party Kracher, wie No Fronts, Isms oder Rocky, die einfach auf keiner Old School Fete fehlen dürfen, locken das kopfnickende Springvolk auf das Tanzparkett. Das Abendprogramm ist mit einer musikalischen Zeitreise durch die letzen fast drei Jahrzehnte prall gefüllt und geht, mit sangestechnischer Unterstützung von Tourmanager Daniel und einem Gesangssolo von Drummer Brandon, dennoch leider viel zu schnell dem Ende entgegen. Das gemeinsame Abschlussständchen mit tuXedoo beendet die Party. Schade! Ich freue mich aber schon auf die nächste Party mit ihnen. Expect the unexpected!

rcn präsentierte: WIRTZ, LÖWENSAAL, NÜRNBERG
rcn präsentierte: SEETHER, HIRSCH, NÜRNBERG

Jahrhundertsommer! Der Tag war heiß und der Abend sollte noch heißer werden. Der Hirsch hat gerufen und die Seether Fans haben den Weg in die ausverkaufte Sauna Hirsch gefunden. Bei solchen Temperaturen in den ersten Reihen ohne Getränkenachschub zu stehen ist kein Spaß, bei ausverkauftem Haus gibt es dort kein Zurück! Und die Band war bestens gelaunt! Das Programm umfasste Material aus allen Phasen, von „Country Song”, „Fake It” über „Remedy” bis zu „Words As Weapons”. Als ein Hocker auf die Bühne gestellt wurde und Dale es sich mit einer anderen Klampfe bequem machte, wusste jeder, jetzt wird es romantisch. Shaun Morgan verlor dann übrigens irgendwann mal seine Hose, wohl ein Opfer der Schwerkraft, da hinten sein Sender befestigt war. Ein Drumsolo von John Humphrey gab dann den beiden Frontmännern eine kurze Pause, während ihr Drummer zum Schluss seiner Einlage seine Sticks ins Publikum feuerte und mit den Fäusten weiter trommelte. Später musste ein Roadie sogar die Basstrommel mit einem Betonstein fixieren, da Humphrey an diesem Abend ein gnadenloses Dauerfeuer spielte. Bryan Wickmann hingegen gab dann zu, dass die Gatorade-Becher der Band (das isotonische Getränk gibt es bei uns leider nicht mehr) eine ordentliche Beimischung Wodka enthielten. Nach 90 Minuten ordentlichem Sound ließ es sich Shaun nicht nehmen, auf den Lautsprecherturm zu klettern, um dort liegenderweise seine Gitarre so lange zu quälen, bis sich die Saiten lockerten. Im Bühnegraben riss er die dann vollends herunter und verteilte sie ans Publikum. Um 22:30 Uhr endete ein gelungener und schweißtreibender Abend im Hirsch.

rcn präsentierte: BIOHAZARD, HIRSCH, NÜRNBERG

Nach zwei Vorbands, darunter die Nürnberger End Of Nothing freute sich ein überhitzter Hirsch mitten im Juli auf die Hardcore Legende aus New York. Schon bei den ersten Klängen ging die Post ab und der frankische Zirkel wandelte sich in einen moshenden Pit, in dem sich die nackten Oberkörper austobten. Ein Biohazard Konzert hatte schon immer etwas von Rush Hour, nur dass hier statt Stau ein reger Verkehr zwischen Bühne und Publikum statt findet. Bobby Hambel und Billy Graziadei sind mal links, mal rechts an den Boxentürmen Richtung Publikum geklettert, die Roadies mussten schon zu Beginn der Show immer mal wieder auf der Bühne aushelfen, und die Monitorboxen am Boden vor Billy in andere passende Positionen schubsen. Im letzten Drittel des Sets musste dann Bobby Hambel wegen eines technischen Defekts an seiner Gitarre kurz zum Boxenstopp an die Seitenauslinie, was den Rest der Band aber nicht daran hinderte, fröhlich weiter zu trällern. Der Versuch von Bobby, einen Mega Circle Pit anzustiften hatte im ersten Ansatz nicht ganz geklappt, im zweiten Anlauf war der Pit dann da und der reichte dann von der Bühne bis zum Mischpult. Die Stimmung im Hirsch war gigantisch, der Sound laut und hart, die Jungs von Biozard hatten sichtlich ihren Spass. Leider war dieser Spaß nicht zuletzt durch die beiden Vorbands relativ kurz, denn die Setliste hatte wohl keinen Platz für Zugaben und so war gegen 23 Uhr hardcoremässig Schluss im Hirschen. Billy und Bobby haben es sich aber nicht nehmen lassen, nach Ende des Konzertes kurz im Bühnengraben einzulaufen um ein paar Hände zu schütteln und kurze Pläuschen zu halten. Der jüngste Fan an diesem Abend war übrigens ein kleiner Junge im blauen Hardcore Shirt und geschätzten 8-10 Jahren, der ständig aus dem Backstagebereich mit zwei überdimensionalen Lärmschutz-Micky Mäusen auf den Ohren spaziert kam. Wahrscheinlich ein Crewmitglied.